(Erz-)Bischöfe von Freising (und später auch von München)

Bischof (Amtszeit) Portrait
(Denkmal etc.)
Anmerkung (Link etc.)
Korbinian/ Corbinianus
(723/24 ~ 730)
Wappen von Kuens (nahe Schloss Tirol): Korbinians Wahlheimat!
Missionar und Wanderbischof zweifelhafter Herkunft - mit bes. Vorliebe für Südtirol;
Sitz in Freising (ohne ausdrücklich Bischof VON Freising zu sein)
[weitere Bilder: später ...]
Korbinians Reliquienschrein i.d. Krypta (v. Harrach, 1861)
Ermbert/ Erimperthus/ Grimbert o.ä.
(739 - 748)
Grabsteinbuch von Frey ~ 1804 Bruder Korbinians, zunächst Abt des Freisinger Benediktinerklosters (auf dem Domberg),
dann 1. Bischof von Freising
Joseph
(749 - 764)
Isen, St. Zeno: s. rechts! Bischof J. (wahrscheinlich aus Tirol stammend) gilt als Gründer der Kloster-(heute Pfarr-)kirche St. Zeno in Isen, wo er auch bestattet wurde. Erst Bischof Johannes Franz Eckher ließ ihm Anfang des 18. Jhdts folgende Grabinschrift setzen: 'Hier liegt begraben der sel. Bischof Joseph von Freising, der Gründer dieser Kirche. Er starb im Jahr 764 und wurde in diese Tumba gelegt durch Herrn Christian Stark, Decan dieser Kirche, im J. 1743.' (Jocham, Bavaria sancta; vgl. Meichelbeck, Chronica, 1724, S. 45)
Aribo/ Arbeo
(764 - 783/4)
Grabsteinbuch von Frey ~ 1804 * 723 (oder früher) in Südtirol (vermutl. Mais b. Meran);
Benediktinermönch, Gründungsabt des Klosters Scharnitz (763-764).
Verfasser der Vita Corbiniani (~ 770) u.a. und Urheber des Korbinianskults.
Er gilt auch als Urheber der althochdeutschen Version des Codex Abrogans (ursprgl. lateinisch-lateinisches Synonymenwörterbuch zur Bibel) und damit als "erster deutsch(sprachig)er Schriftsteller".
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Dom zu Freising 2005 ...
Anno
(854 - 875)
clm 17.011, f. 165v (aus Kloster Schäftlarn) Die nebenstehende Handschrift (clm 17.011) wurde von Bischof Anno in der Freisinger Domschule in Auftrag gegeben: sie zeigt eine weiterentwickelte karolingische Minuskel und wirkt in ihren Evangelistenabbildungen etwas "rustikaler" als ihre Vorbilder der Reimser Schule.
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Dom zu Freising 2005 ...
Lantpert,
Lambert,
Lambrecht o.ä.

(937 - 957)
Miniatur aus Kopialbuch d. Domherrn Conradus Sacrista (E. XII. Jh.) Abgesehen von Korbinian, der einzige Freisinger Bischof, der "offiziell-liturgisch" als Heiliger verehrt wird. (Fischer, FS. BB, 1980, S.79)
Da er Freising vor dem Ungarnsturm gerettet haben soll, gilt ihm der Litanei-Notruf: 'Ab incursione alienigenarum libera nos, domine!' (Heute ev. auf den ehem. Bundesbanker Sarrazin übertragbar...)
Abraham
(957 - 994)
Sakramentar clm 6421, f. 111v
Das nebenstehende Sakramentar (linker Miniatur-Ausschnitt) ist viell. unter Bischof Abraham im Freisinger Scriptorium entstanden (FS. 1250 J. Geistl.Stadt, 1989, S.245f. Kat.II.13).
Unter demselben Bischof wurde (auch) eine andere Hs. (clm 6.426, rechts) in Freising geschrieben. Sie enthält die frühesten (erhaltenen) altslawischen Texte und gibt damit Zeugnis von der von Freising aus betriebenen Slawenmission.
clm 6.426, f. 78r (Beichtgebet)
Gottschalk
(994 - 1005)
Privileg K. Ottos III. an Bf. Gottschalk (Rom 22.5.996)
Das (nebenstehende) Privileg Kaiser Ottos III. vom 22. Mai 996 verlieh dem Freisinger Bischofssitz diverse städtische Privilegien: täglicher Markt, freies Geleit für An- und Abreisende, Münze und Zoll. (Glaser, Ungleiche Nachbarn, in: Götz (Hg), Freising u. München, 2009, S.26)
In Gottschalks Amtszeit wurden beim Kloster Tegernsee 200 bunte Glasfenster bestellt. Im Gegenzug (?) schickte der Bischof einen Freisinger Mönch namens Udalrik zum Glockengießen nach Tegernsee. (Wikipedia)
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Dom zu Freising 2005 ...
Ellenhard
von Meran/Tir.[?]

(1052 - 1078)
Ellenhard-Sakramentar (f.2v): Ellenhd knieend Kaiserfreundlich und kirchenreformfeindlich, errichtete er eine Vielzahl von Stiftskirchen (z.B. 1062 das Andreasstift an der Westspitze des Freisinger Dombergs), die er personell mit dem Domkapitel verknüpfte: sog. Domannexstifte. (Jarnut/Wemhoff, Vom Umbruch, 2006, 414)
In klösterlichen Kreisen wenig beliebt, wurde er in einem Gedicht polemisch als 'Leopard von Freising' bezeichnet. (clm 7804, vgl. Hemmerle, BenAbtei Benediktbeuern, 1991, S. 184) Das Ellenhard-Sakramentar entstand ca. 1062 in Freising (StaBi BA, Msc.Lit.2: s. links)
Meginward/Megenhard
von Scheyern

(1078-1098)
N.N. ep.Fris. Zunächst unterstützte er die kaiserliche Partei (Heinr. IV.) und wirkte mit an der Wahl des 'Gegenpapstes' Clemens III. (Wibert) 1080 in Brixen.
Später (wohl 1086) wurde er - unterstützt vom bayerischen Herzog Welf I. - zum päpstlichen Parteigänger (Gregorianer) im Investiturstreit und hatte sich in FS offenbar eines 'Gegenbischofs' (Hermann) zu erwehren.
Ob er schließlich noch die Böhmen 'erfolgreich' missioniert hat (und im Prager Dom beigesetzt wurde, ist sehr umstritten.
'Möglicherweise identisch mit dem gelehrten Bamberger Domscholasticus und vormaligen Speyerer Domherrn Meinhard'. (NDB, 16, 1990, Sp.618)
Heinrich I.
(1098-1137)
Bischof Heinrich I. von Tengling weihte 1107 die Klosterkirche auf dem Petersberg (b. Eisenhofen\Dachau): Das Mittelapsis-Fresko (Pantokrator zw. Petrus u. Paulus) entstand noch in seiner Amtszeit.
Otto
(1137 - 1158)
Domplatz: Denkmal v. Caspar Zumbusch, 19.11.1857 enthüllt
Enkel von Kaiser Heinrich IV. und Onkel von
Kaiser Friedrich Barbarossa,
Abt von Kloster Morimond (Champagne) und Geschichtsschreiber  
(Chronica + Gesta Friderici)
Otto cool: click?
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Emicho von Wittelsbach
(1283 - 1311)
Siegel Emichos an Urk. v. 29.11.1286 (nach Handzeichnung Bugniets)
Über die "Herkunft" des Mohrenkopfes im Freisinger Wappen gibt es diverse Theorien (z.B. Zusammenhang mit dem 3. Kirchenpatron König Sigismund bzw. seinem "thebaischen" Vorbild Mauritius, mit der Dreikönige-Verehrung oder mit einem Wappen der angeblichen Tiroler Korbiniansfamilie). Relativ sicher ist jedoch, dass der Dreiecksschild mit dem gekrönten Haupt zwischen 1283 und 1286 (erst) unter Emicho ins Bischofssiegel von Freising "vordrang". (Schlamp, in: Frigisinga 7, 1930, S. 117f.) Urbar B. Konrads III. v. 1316 - älteste FARBIGE Darstellung des Freisinger Mohrenwappens
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Konrad III. Sendlinger
(1314-22)
Sendlingers Grabplatte i.d. Johanneskirche Sendlinger kaufte 1319 von Kg. Ludwig dem Bayern für "100 Mark lötigen Silbers Münchner Gewichts" die Grafschaft auf dem Isarrain mit den Dörfern Oberföhring, Ismaning, Englschalking und Daglfing und schuf damit ein reichsunmittelbares Territorium um seine Bischofsstadt herum, womit er die Gefahr der völligen Lehnsabhängigkeit vom Hzgtm Bayern für Jahrhunderte bannte. (Gatz, Wappen, 2007, 160)
Aus seiner Zeit stammt die erste farbige Abbildung (s.o. rechts zu Emicho) des Freisinger Mohrenkopfes im bischöflichen Wappen.
Sein Grabstein steht in der von ihm neu errichteten Johanneskirche (1319-21) auf dem Domberg.
Epitaph-Titulus
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Veit Adam
von Gepeckh

(1618 - 1651)
Veit Adam, Medaille von ca. 1623 (Sellier, Münzen, 1966, 59)
wurde trotz moralischer Bedenken wegen seines 'unkanonischen Vorlebens' (mehrfache Vaterschaft) vom Domkapitel zum Bischof gewählt, und so ließ er 1624 bei P.P. Rubens in Antwerpen 'Das Apokalyptische Weib' als Hochaltarbild in Auftrag geben...
weihte am 7. Nov. 1638 auf dem Münchner Haupt- bzw. Marktplatz eine Mariensäule (s. rechts) ein, die Herzog Maximilian I. gelobt hatte: als Patrona Bavariae.
München, Frauen... (fo: Wikipedia)
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Johann Franz
Eck(h)er von Kapfing und Liechteneck

(1696-1727)
ließ den Dom durch die Brüder Asam barock ausgestalten sowie Krankenhaus und Spital bauen. Er gründete hier 1697 ein Lyzeum und initiierte damit die Freisinger Hochschultradition; unter seiner Ägide schuf Karl Meichelbeck 1724 die 'Historia Frisingensis', das erste 'moderne' quellenkritische Geschichtswerk Deutschlands. Zur Ausstellung auf dem Domberg 2007/08
Johann Theodor
von Bayern

(1727 - 63)
Medaillon mit fürstbischöfl. Portrait von 1758
Letzter Fürstbischof aus dem Hause Wittelsbach: seit 1719 Bischof von Regensburg, hinzu kamen die Bistümer Freising (1727 und Lüttich (1744). Den Griff nach dem Erzbistum Köln (1761) verweigerte Papst Clemens XIII. "wegen seines skandalösen, ungeistlichen Lebens" (Kohl in: Germania Sacra NF 37,3/ KP Köln, S. 703).
In seinem Auftrag erstellte 1732 Philipp Joseph Finck(h) die erste gedruckte Karte des Bistums Freising: nebenstehend die Widmung des Herausgebers für den Fürstbischof.
Finckh, Episcopatus Frisingensis (1732) Widmung
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Sedisvakanz
(1803-21)
Im Zuge der Säkularisation wurde Kanzleidirektor Joseph Jakob von Heckenstaller zum Generalvikar des Bistums berufen. Durch Konkordat zwischen Papst und König (1817) wurde ein neues Bistum 'München und Freising' errichtet und zugleich zum Erzbistum 'aufgewertet'; als Bischofssitz wurde München festgelegt. Die Katastrophe für Freising wurde vom 'Freysinger Wochenblatt so bewertet:
(21.10.1821, zit. nach 36. Sammelbl. d. Hist.Ver. FS, 1999, 22)
Bayerns Kirche hat nun Hirten,
Jedes Bistum sein Bestehn -
Unsers Dombergs edle Würden
Müssen wir verschwinden sehn.
Von Korbinians heilgem Hort
Ziehn die letzten Wächter fort.
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Michael von Faulhaber
(1917 - 1952)
click it Demokratieverständnis: 'Wo das Volk sein eigener König ist, wird es über kurz oder lang auch sein eigener Totengräber'
Dank-Telegramm an Hitler 1933: 'Was die alten Parlamente und Parteien in 60 Jahren nicht fertig brachten, hat Ihr staatsmännischer Weitblick in 6 Monaten weltgeschichtlich verwirklicht'
Gegen Antisemitismus: 'Dieses Vorgehen gegen die Juden ist derart unchristlich, daß jeder Christ, nicht bloß jeder Priester, dagegen auftreten müßte'
Faulhaber weihte 1951 Joseph Ratzinger (s.u.) im Freisinger Dom zum Priester... (Zitate nach Wikipedia)
Joseph Wendel
(1952 - 1960)
click it * 1901 im saarländischen Blieskastel;
1943-52 Bischof von Speyer; Kardinal seit 1953;
erster Militärbischof der Bundeswehr seit 1956;
gründete 1957 die Katholische Akademie in Bayern zur Klärung der 'Beziehungen zwischen Kirche und Welt';
verstarb nach der Silvesterpredigt.
Julius Döpfner
(1961 - 1976)
click it Zuvor Bischof von Würzburg (1948-57) und Berlin (1957-61);
seit 1958 Kardinal (mit knapp 44 Jahren der jüngste Kardinal der kath. Kirche).
Er wirkte als einer von vier Moderatoren beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).
Joseph Ratzinger
(1977 - 1982)
click it Dogmatik- bzw. Fundamentaltheologieprofessor an den Hochschulen Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg (1958 ff.);
Erzbischof von München und Freising (1977-82, zugleich auch Kardinal);
Präfekt der Glaubenskongregation seit 1981.
19.4.2005 - 28.2.2013 Papst Benedikt XVI.
Friedrich Wetter
(1982 - 2007)
Inka-Häuptling W. auf Weltjugendtag 2005 Professor für Fundamentalphilosophie bzw. Dogmatik an den Universitäten Eichstätt und Mainz; Bischof von Speyer (1968-82), bevor er Nachfolger Ratzingers in München und Freising wurde; Kardinal seit 1985;
bis 2008 Apostol. Administrator derselben Diözese.
Reinhard Marx
(2008 ff.)
click it ... Promotion an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Dissertationsthema 'Ist Kirche anders?'
Apl.-Professur für Christliche Gesellschaftslehre an der Theolog. Fakultät Paderborn;
Bischof von Trier (2001-08), wo er sich durch die Suspendierung des emeritierten Saarbrücker Theologen Gotthold Hasenhüttl 'qualifizierte'.
Kardinals"erhebung" (20. Nov. 2010),
zu deren Feier Professor Hasenhüttl aus der Kirche ausgetreten ist.
Quousque tandem ...

Quelle: Codex diplomaticus Austriaco-Frisingensis, hg.v. Zahn, 1870 (u.a.)
(vgl. auch Wikipedia-Enzyklopädie)

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